07.02.2018 Punakaiki

Ein Morgen wie im Bilderbuch: Sonnenschein, aber nicht zu heiß, windstill, recht sanfte Steigungen. Die ersten 70 Kilometer gleiten wir dahin – wir profitieren auch heute noch von den gestrigen Höhenmetern …

Entlang der Straße verweisen Schilder auf die historischen Goldgräberstätten, der Distrikt heißt Klondyke – der Name war Programm.

Jagdtrophäen bei Reefton

Jedes neuseeländische Flüsschen hat einen Namen, der auch brav an den Brücken angeschrieben steht. Oft sind sie unspektakulär, aber heute springen mir „Red Jack Creek“ oder „Brandy Jack Creek“ ins Auge, gleich darauf folgt der „German Gully Culvert“. Welche Geschichten hinter der Namensfindung stehen kann man nur erahnen. Der „Snowy River“ hat seinen Namen bestimmt nicht anfangs Februar bekommen. Im Kiwiland reifen gerade die Brombeeren…

Nach Greymouth geht es an der eher wilden, schwarzen Küste entlang nach Norden. Der Sturm und die Flut haben ordentlich gewütet – „Washout“ und „Road closed“ warnen die Hinweise. Die Haupt-Küstenstraße ist laut transport-agency wieder komplett passierbar, die Nebenstraßen teils verheerend getroffen – vor allem auch die zu den Gletschern!

erster Strand an der Westküste

Road closed …

Punakaiki ist unser Ziel für den Abend. Die „Pancake Rocks“ und das „Blowhole“ sind eine absolute Sensation. Man weiß nicht welche Aussicht schöner ist. Harter Kalkstein und weiche tonmineralische Schichten liegen im Wechsel übereinander und wurden durch die jahrhundertelange Erosion so ausgewaschen, dass sie ausschauen wie  übereinander gestapelte Pfannkuchen.

Pancake Rocks

noch mehr Pancakes

Die Wellen donnern mit einer Wucht gegen die ausgewaschenen Felsen die ihresgleichen sucht. Die Gischt spritzt hoch empor, das Wasser wird durch die Löcher regelrecht wieder hinausgeblasen. Das ist wirklich ein Schauspiel!

Unser kleines gemütliches Hostel liegt direkt am Strand. Wir sitzen auf der Terrasse mit einem Sonnenuntergangsbier und um uns herum sind die Kameras schon gezückt um die versinkenden roten Strahlen im Meer einzufangen…

das muss man einfach genießen

06.02.2018 Reefton

Heute ist Waitangi Day.

Am 6. Februar 1840 wurde der Vertrag von Waitangi zwischen Maori Häuptlingen und Vertretern der britischen Krone unterzeichnet. Dieser, wenn auch oft gebrochene Vertrag, gilt als die Geburtsstunde Neuseelands und Waitangi Day ist Nationalfeiertag. Waitangi liegt ganz im Norden an der Bay of Islands, dort gibt es heute viele Events. Wir bekommen davon herzlich wenig mit. Sogar der Supermarkt hat ganz normal geöffnet. Es sind lediglich mehr Motorradfahrer unterwegs.

Die Strecke nach Reefton ist landschaftlich wunderbar. Leider haben wir eine Spaßbremse mit vier Buchstaben im Gepäck… die weht uns fröhlich ins Gesicht. Wenn der Leitpfosten neben der Straße vibriert, dann sieht man, der Wind meint es ernst – und er meint es nicht gut mit Dir! Also ist wieder Kriechgang angesagt – mit Berg und Talfahrt kombiniert.

unterwegs nach Reefton

Nach ca. 50 recht hart erkämpften Kilometern biegt die Straße nach rechts ab Richtung Lewis Pass. Sie schraubt sich durch dichten Wald nach oben – und dieser hält den Wind von uns fern. Das erleichtert die Sache ungemein! Es wird still, man hört den Fluss rauschen und die fremden Vogelstimmen. Ganz oben (930 Meter) machen sich Flechten auf Bäumen und Steinen breit.

Flechten überwuchern das Gestein

Der Rahu Pass ist die zweite Bergetappe für heute. Danach werden wir richtig belohnt und dürfen all die Höhenmeter über fast 35 Kilometer locker herunter rollen. Berge sind einfach ehrliche Gesellen! (Dieters GPS ist auch ehrlich und zeigt die Anstrengung des Tages an: 141 km, 1720 Höhenmeter… uff)

in Reefton angekommen

In Reefton fehlt nur noch der Westernsaloon, fishing und hunting wird groß geschrieben. Unsere ehemalige Bäckerei – das „Old Breadshop Backpackers“ ist sehr „easy going“ – an der Tür hängt ein Schild: bitte selbst einchecken! Macht es Euch bequem (das kommt den müden Radlern wie gerufen!) … Der Besitzer ist grade zum Fischen …

welcome, make yourself comfy … cool!

Man trifft sich am Abend in der Küche, alle haben ähnliche Themen wie: „zehn Lachse und ein Otter“

Fische sucht man allerdings vergeblich. Es ist Ehrensache die Tiere wieder frei zu lassen.

05.02.2018 Hanmer Springs

Stunden im Kriechgang. Der Wind macht uns ganz schön zu schaffen. Wir strampeln viele Kilometer dagegen an.

Nach der Mittagspause in Waikari machen wir uns wieder auf den Weg. Mit dem Gepäck schaffen wir es kaum mehr die Spur zu halten, es weht uns immer wieder auf die Mitte der Fahrbahn. – So kann das nicht weiter gehen – das ist einfach gefährlich!

Das Stückchen nach Waikari segeln wir quasi zurück und halten den Daumen in den Wind.

It´s a lucky day again! Rettung kommt in Form eines sehr netten Menschen, der den Blinker setzt, uns mitsamt Radels auflädt, und bis 10 Kilometer vor Hanmer Springs mitnimmt. Das kurze Stück ist kein Problem mehr.

Um vier sind wir schon in der Unterkunft, um halb fünf im Supermarkt, um kurz nach fünf liegen wir im Thermalbad und dösen eineinhalb Stunden in den Schwefelquellen vor uns hin… Es nieselt mal ein bisschen, dann gibt es einen schönen Regenbogen über den Bergen, wir beobachten Spatzen, die sich eine Kuhle im Sand graben und wild mit den Flügeln schlagen … Die baden auch! Von unseren Hühnern zuhause kennen wir das, aber Vögel hab ich so noch nie gesehen… Leider hat man im Pool keine Kamera dabei.

Auf jeden Fall war der Thermalgang sehr entspannend! … Wind hat also auch seine guten Seiten!

auf dem Weg nach Hanmer Springs

und kurz vor unserem Zielort

04.02.2018 Rangiora

Es treibt uns recht früh aus dem Zelt, brrr, es ist frostelig. Schnell den Wasserkocher in der Küche anwerfen und einen warmen instant powder Kaffee bereiten. Mit frischer Milch ist der ganz lecker! (oder wir haben uns einfach nur daran gewöhnt?) Egal, Hauptsache warm!

Das Zelt schütteln wir später in der Sonne trocken, verpacken alles und fahren Richtung Christchurch.

Lake Pukaki fasziniert auch beim zweiten Besuch, das Panorama ist einfach umwerfend!

Am Lake Tekapo halten wir noch mal an und besuchen die winzige Kirche. Bei der Andacht hat man den direkten Blick auf den See. Das ist schon magisch – so am Morgen … ohne Gruppenreise-Busse … aber es dauert nicht lange bis sie eintreffen…

Ausblick hinter dem Altar auf Lake Tekapo

Innerhalb ganz weniger Stunden können wir alles in umgekehrter Reihe Revue passieren lassen … zumindest die Strecke Christchurch bis Cromwell.

Gegen zwei sind wir in Christchurch-Airport. Plan B ging auf. Wir packen alles auf einen Parkplatz bei Budget-Return, Dieter baut die Räder zusammen und dann rollen wir noch ein kleines Stückchen Richtung Hanmer Springs.

Basteln am Airport

Unterwegs shoppen wir: Obst direkt vom Baum … sehr lecker, da kommt kein Supermarkt mit und ist viel günstiger!

direkt vom Baum – superfein!

Apropos günstiger: noch ein Wort zu dem kleinen Yaris: der hat uns 73 Euro Miete plus Versicherung gekostet. Vollgetankt! Und man gibt das Auto leer zurück  … Benzin also für hulle! Wenn man sich nun überlegt, dass der Bus (ohnehin über viele Tage ausgebucht) für zwei Personen von Wanaka nach Christchurch 392 Dollar + 20 Dollar Fahrrad gekostet hätte (umgerechnet rund 270 Euro) dann verstehe das mal wer will …

Wir haben in Rangiora eine sehr schöne (günstige!) Unterkunft gefunden. Mit eigenem Bad (!) und Balkon – kaum zu glauben … und Dieter ist schon am Krabben puhlen.

Hier ist eben kein touristischer Hot Spot … aber wie war das mit dem Aufkleber: nett hier …

03.02.2018 Twizel

Eigentlich sollten wir dankbar sein, nicht an der West Küste festzuhängen, oder in anderer Form vom Sturm getroffen zu sein.

Und der Plan B ist gar nicht so schlimm. Dieter hat ein Auto in Queenstown Airport reserviert, wir können es morgen in Christchurch Airport abgeben. Also fahren wir mit kleinem Gepäck wieder über den Pass, die Crown Range. Mit nur einer Packtasche und ohne röhrendes Sturmtief ist das richtig entspannt, nur auf die letzten zwei Kilometer zieht der Saubär von Berg wieder an und wird steil.

In Cardrona befindet sich ein Spenden-Stelle der Brust-Krebs Gesellschaft – Die BRAdrona – Frauen aus aller Welt haben gespendet und ihre BH s hinterlassen.

BRAdrona – Solidarität aus aller Welt

Wir wollen am Summit Brotzeit machen und stoßen überraschend auf witzige Spuren aus der Heimat: Da hängt tatsächlich ein Aufkleber „nett hier – aber waren Sie schon mal in Baden Württemberg?“ und wir wagen zu behaupten, dass wir wissen, wer den hier angebracht hat!

Crown Range Summit

Nett hier …

Am Airport laden wir die – etwas zerlegten – Räder in den kleinen Yaris, holen auf dem Weg nach Christchurch das restliche Gepäck in Wanaka ab und fahren weiter bis in dieses Twizel. Hier ist ja wirklich total tote Hose aber sämtlich Unterkünfte sind wieder mal: booked out. Gut, dass wir ein Zelt haben – das geht immer …

02.02.2018 Wanaka

Man trifft sich am Morgen ratlos vor der großen Neuseelandkarte. Das heiß erwartete Straßenzustands-Update hat nichts Neues ergeben. Der Haast-Pass, der einzige Zugang von hier zur  Küste ist weiterhin unpassierbar. Vor der Touristeninfo hängt ein Schild: West Coast: road closed,  next update, 3 pm  …

Wir entscheiden heute einfach mal abzuwarten. Unsere gute Sarah verlängert die beiden Betten um einen weiteren Tag, gibt uns prima Tipps, wohin wir mit den Radels fahren können.

Lake Wanaka, gleicher Platz wie gestern, 24 Stunden später

und ein paar Kilometer weiter am Ufer entlang

Mit leichtem Gepäck sind wir offroad unterwegs, rollen nach Hawea Lake und Glendhu Bay. Die Temperatur steigt nur noch auf 18 Grad, aber die Sonne lässt sich wieder blicken.

es gibt viele Kaninchen am Lake Hawea …

und spannende Pflanzen

Am Abend zurück im Hostel erfahren wir, dass die Busse Richtung West Coast mindestens bis Montag gecancelled und die Schäden wohl nicht so einfach zu beseitigen sind. Oh jeh, das Unwetter muss dort richtig gewütet haben!

Okay, das bedeutet für uns, dass wir einen „kleinen Umweg über die Ostküste“ fahren werden … na denn Prost!

01.02.2018 Wanaka

Gewitter, Wolkenbruch, schon die ganze Nacht hindurch … es gibt nun leider das Problem, dass wir die beiden Bettchen nur für die eine Nacht bekommen können. Da die Campingplätze unter Wasser stehen, wollen alle ein festes Dach. Auch Wanaka ist booked out.

Wir haben eine kleine Chance, eine zweite Nacht hier zu bleiben, wenn die Adventure – Company absagt … und tatsächlich nach einer eher bangen Stunde kommt Sarah: „do you want it to be your lucky day?“ juhu wie schön!  … Es wird den ganzen weiteren Tag schütten und wir sind im Trockenen!

Zeit zum Wäsche waschen, relaxen, planen wie es weiter geht. – Es sollte ja die Westküste hinauf zu den beiden Gletschern gehen … aber die Straßen an der kompletten Küste sind wegen der Unwetter und der umgestürzten Bäume gesperrt… Morgen werden wir sehen, wie schnell die Kiwis im Aufräumen sind!

ein Lake Wanaka im Regen Beweisfoto

31.01.2018 Wanaka

Zurück nach Queenstown, Motor ade, nun müssen die Beinchen wieder ran. Um zwei Uhr sind die Radels bepackt und startklar,… gut, dass wir nicht wissen was auf uns zukommt. Wir haben unterwegs im Auto beschlossen nach Wanaka zu strampeln, weil uns ganz Queenstown „sorry, we`re booked out“ zur Antwort gab.

Road to Wanaka: 25 km bergauf, dann 40 km „hinunter“. Der Pass hat teils wirklich heftige, lange Steigungen, bergrunter muss ich oft aus dem Sattel um überhaupt gegen den Wind treten zu können. Ob wir den schönen Lake Wanaka heute noch sehen?

Wir sind recht abgekämpft angekommen, den See erblicken wir nur kurz, es ist schon sehr bewölkt. Morgen soll das Wetter kippen und richtig schlecht werden. Dieters Magen meldet sich nach der Anstrengung wieder zu Wort. Der erste Tag ohne ein einziges Foto… Hauptsache ein Dach überm Kopf! Have a nice sleep!

30.01.2018 Dunedin

Dieters Magen ist seit gestern nicht okay. Wir machen heute sehr langsam, erkunden die Stadt, die uns beiden richtig gut gefällt. Das „Edinburgh des Südens“ ist very schottisch und der Dudelsack nicht weit. Die Stadt blieb von den schweren Erdbeben eher verschont, so dass die historische Bausubstanz noch erhalten ist. Ein schönes Beispiel dafür ist der Bahnhof mit alten Mosaiken und Buntglasfenstern.

der tolle alte Bahnhof

Ticketschalter

Das Toitu Otago Settlers Museum entführt uns in die Welt der Siedler im letzten Jahrhundert.

Settlers Museum

Dishwasher

Die steilste Straße der Welt – die Baldwin Street – befindet sich nur ein paar Kilometer von hier. Die ist zu Fuss schon richtig steil!

auch wenn es auf dem Foto nicht so rüberkommt, hier hätte sich unser Auto richtig quälen müssen!

Beim Albatross Centre auf der Otago Penisula treffen wir zwei schwedische Hobby-Ornithologen, die ihr Fernrohr stolz mit uns teilen und uns die Albatrosse auf dem Meer heranzoomen. Einige fliegen auch über unseren Köpfen umher, die Vögel nisten ganz in der Nähe.

Otago Penisula

Endlich Pinguine! Der steile Weg durch die Sanddünen nach Sandfly Beach hat sich gelohnt. Die ulkigen Gefährten watscheln vom Meer aus zu ihrem abendlichen Plätzchen in den Dünen. Dort stehen sie unbeweglich wie Salzsäulen, manchmal fällt auch einer um …

Man hätte schon große Lust diese seltenen Gelbaugen Pinguine aus der Nähe zu betrachten – doch wir halten uns brav an den 100 Meter Abstand, um die Tiere nicht zu verstören.

endlich Pinguine

29.01.2018 Dunedin

Bluff ist über Nacht nicht hübscher geworden.

Auf nach Curio Bay mit seinem weißen Sandstrand und dem versteinerten Wald. Hier ist der Himmel wieder blau, in den Wellen tummeln sich die kleinen Hector-Delfine. Leider haben wir keine Taucherbrillen um sie zu beobachten, aber man sieht die pfeilschnellen, dunklen Schatten und die Flossen, die immer wieder auftauchen. Auch ein Seelöwe mischt fröhlich mit.

der versteinerte Wald von oben aus betrachtet

und im Detail

Delfine am Strand

Bucht in den Catlins

Danach fahren wir durch die Catlins zum Nugget Point. Ein historischer Leuchtturm warnt Schiffe vor den Nuggets, den vorgelagerten Felsen, von denen man den Blick gar nicht mehr lösen möchte. Meterlange Algen wachsen rund herum. Sie bewegen sich in den Wellen wie lange Haare und erwecken die Steine regelrecht zum Leben.

Leuchtturm am Nugget Point

algenumwachsene, haarige Felsen

Wir übernachten im Hogwartz, einem wunderschönen Hostel in Dunedin. Bis 1999 hat hier der katholische Bischof residiert, nun sind die Backpackers eingezogen.