29.01.2018 Bluff

Heute sind wir auf dem Kepler Track unterwegs. Eine schöne Wanderung, die durch einen verwunschenen Farn und Moos Wald führt. Der Track ist einer der „Great Walks“ und hat insgesamt etwas über 60 km, die schaffen wir heute natürlich nicht.

Kepler Track

Die Farne werden einige Meter

Der Kepler National Park ist ein Schutzgebiet für die flugunfähigen Nationalvögel – die Kiwis. Wir würden ja sehr gerne einen dieser trolligen Gesellen zu Gesicht bekommen … ihm zuschauen wir er mit seinem langen Schnabel über den Boden schnüffelt (Kiwis haben wirklich die Nase am Ende ihres Schnabels!) aber das ist uns nicht vergönnt. Wir sehen nur die vielen Fallen die aufgestellt wurden um Ratten und Marder zu fangen, damit diese die Kiwis nicht weiter dezimieren …

Es sollte ja noch weiter Richtung Süden gehen! – Es geht auch fast bis an den südlichsten Punkt des Festlandes. Bluff heißt er. Vorgelagert sind die Stuart Islands und dann kommt irgendwann die Antarktis.

Südküste, Mc Crackens Rest

Vom Wind gezeichnete Bäume

Campingkult

Eigentlich wollten wir in Invercargill übernachten, doch es gibt keine vernünftige Unterkunft und in den Supermärkten darf kein Alkohol verkauft werden. Zwei triftige Gründe um weiter zu ziehen! Wir hätten auf Keith Richards hören sollen, der schon 1965 den Ort als „Arschloch der Welt“ bezeichnet hat. – Dem haben sie bestimmt auch kein Bier verkauft …

Unser kleines Zelt steht spät am Abend in Bluff. Es gibt Bier, das braucht man auch! Sonst gibt es deprimierend wenig. Ein hässlicher Industriehafen und eher trostlose Gebäude. Die Wolken hängen sehr tief, die Temperatur ist auf dem Weg hierher über 12 Grad gefallen. Bluff eben …

 

27.01.2018 Te Anau / Milford Sound

Die Early Birds haben noch mal zugeschlagen. Früh brechen wir auf zum Milford-Sound, haben die Straße fast für uns und sind tatsächlich am Hafen bevor die ganzen Busreisegruppen eintreffen. Ein kleineres Boot nimmt uns mit auf eine 2 ¼ stündige Tour durch diesen wundervollen Fjord.

Der Fjord am frühen Morgen

 

Mitre Peak, die Bischofsmütze

Schon die Fahrt hierher war very very scenic! Aber diese Wasserlandschaft, die auch als achtes Weltwunder gehandelt wird, hält was sie verspricht. Spektakulär ragt der über 1600 Meter hohe Mitre Peak (nach seiner Form einer Bischofsmütze benannt) aus dem tiefdunklen Wasser heraus. Wasserfälle stürzen von den Hängen, vernebeln ihre nasse Fracht, die man als ordentliche Dusche zu spüren bekommt, wenn das Boot dicht heranfährt.

So viel Wasser …where is my mother?

Dieses Fleckchen Erde mit dem schönen Maori Namen Piopiotahi, ist mit +/- 7.000 mm Niederschlag einer der regenreichsten Plätze auf dieser Erde. Heute hatten wir strahlend blauen Himmel, ein rundum perfekter Tag!

Die Mischung aus Süßwasserfällen und Salzwasser bietet einen nährstoffreichen Lebensraum, den Delphine, Seelöwen und Pinguine mögen. Leider haben wir keine Pinguine gesehen und die Delphine waren zu schnell…

Da die Seelöwenfotos langsam inflationär werden, haben wir uns an die Keas herangepirscht. Keas sind die einzigen Bergpapageien, es gibt sie nur hier auf der Südinsel. Sie stehen unter Naturschutz, sind recht vorwitzig und man sollte die Autotüren geschlossen halten, weil diese Vögel angeblich auf Gummi stehen und schon mal ne Dichtung dran glauben kann – sagt man …

Der letzte Bergpapagei lauert auf Gummi

Die Temperaturen klettern wieder auf über 32 Grad, also nichts wie rein in den kühlen Lake Te Anau um den perfekten Tag abzurunden – was will man mehr?

Abkühlung gefällig? -Lake Te Anau!

26.01.2018 Te Anau

In all dem Gewusel am gestrigen Abend haben wir vergessen das fünfte Gebäude in Tarras zu erwähnen: die Öffentliche Toilette. Dort bekommt man frisches kühles Trinkwasser (bei 32 Grad Celsius extrem wichtig!) und ich wage zu behaupten, dass Neuseeland weltweit die größte „Öffentliche Toiletten Dichte“ aufweist – immer sauber und gratis!

Der Wind hat sich in der Nacht ausgetobt und viele viele Blätter hereingeweht …

wenn der Wind weht

Von Cromwell radeln wir durchs sehr hübsche Kawarau Tal. Die sanft geknautschten machen felsigen Formationen Platz, dort wo der „Roaring Meg“ mündet, üben sich Paddler an diversen Drehungen. Früher haben Golgräber im Tal nach dem großen Reichtum geschürft.

ehemalige Goldgräbersiedlung

Die Wiege des Bungee Jumpings liegt hier in diesem Tal, von der Kawarau Bridge haben sich die ersten Wahnsinnigen an Seilen in den Fluss gestürzt, sie haben auch heute noch viele Nachahmer.

die Wiege des Bungee Jumping

und die heutigen Jünger/innen!

Kurz vor Queenstown biegen wir zum Airport ab, auf der Suche nach einem Auto. Wir möchten so gerne auch den Süden der Insel erkunden, in der „Kürze der Zeit“ wird uns aber nicht alles auf zwei Rädern möglich sein … Dieters Führerschein muss übersetzt werden, dann steht der Sache nichts mehr im Wege.

Mit unserem neuen Gefährt halten wir gleich mal am See und springen hinein. Dann geht es bis Te Anau, von wo aus wir morgen in den Milford Sound aufbrechen wollen. So ein Motor mit Klimaanlage hat schon auch was für sich, wenngleich ich mich noch nicht an das Gefühl gewöhnen kann auf der „Fahrerseite“ zu sitzen und kein Lenkrad zu haben … (Wenn der Hund aus der „Fahrerseite“ schaut, oder hochgelegte Füße einem beim Radeln überholen – irritierend …)

25.01.2018 Cromwell

Die Kiwis können auch Hühnerbrause, der Jakob´s Creek – Chardonnay Pinot Noir wurde für lecker befunden.

sehr zu empfehlen

Weniger schmackhaft war heute der Wind. Wenn er weht, weht er richtig, die ersten 33 km hatten wir ihn voll im Gesicht, gleichzeitig ging es nach oben über den „Alpine Highway“ nr. 8 , der über den Lindis Pass führt. Unter „alpin“ verstehe ich zwar etwas anderes. Die Bergketten sehen eher aus wie zerknautschte Golden Kiwis, aber immerhin geht es auf 980 Meter.

der höchste Pass auf der Südinsel

zerknautschte Kiwiberg Landschaft – auch wenn es nicht so ausschaut, die Straße hat 8% Steigung

Ursprünglich wollten wir Tarras übernachten, aber der Ort besteht aus einer Farm, einer Tankstelle, einem Merino Cafe und einem Shop der Vintage-Korb-Möbel verkauft. Also strampeln wir weiter bis Cromwell, wo wir im Hostel in eine 25te Geburtstagsfeier geraten. Das ist ein lustiges Volk hier, allerdings recht laut und wir werden jetzt dankbar unsere Silikon-Stöpsel in die Ohren drehen.

24.01.2018 Omarama

Die Milchstraße war wieder unglaublich! Schaut Euch das Foto von gestern an, es ist nicht getürkt …

Aber von wegen der frühe Vogel kann mich mal…  Das klare Wetter hat uns schon früh aus den Federn getrieben. – Der Berg rief nach uns!

Mount Cook im Abendlicht

Zuerst noch 29 km strampeln, dann haben wir den Aussichtspunkt erreicht um den Tasman Glacier zu bewundern. Man sieht das Eis nur an der Abbruchkante, obenauf liegt die Moränenschicht, die er mit sich nach unten bringt. Einige wenige Eisstücke schwimmen im See. Leider schmelzen die Gletscher hier rapide. Der Tasman hat noch 22 km, ist 600 Meter tief, doch jedes Jahr verliert er zwischen 400 und 800 Metern! Man kann noch erahnen, wie groß er vor zwei Jahrzehnten gewesen ist …

Dieter und ich sitzen lange auf einem Felsen, schauen, essen Käsebrot und fühlen uns an den Khumbu Gletscher am Mount Everest erinnert…

Tasman Lake and Glacier (die Abbruchkante befindet sich zwischen unseren Ohren)

Danach geht es zur anderen Seite des Berges: Mount Cook Village. Von hier aus kann man sehen, wie unsere frostigen Freunde ihre Gletscherzungen herunterhängen lassen. Sowas kennen wir gar nicht und sind total fasziniert. Überhaupt: ich könnte hier alle 5 Minuten ein Foto machen …

hier strecken uns die Gletscher ihre Zungen aus ewigem Eis entgegen

Die späteren Stunden bringen Wolken und Niesel mit sich, da rollen wir aber schon mit Rückenwind zurück, am Pukaki Lake hinab – bis nach Omarama. Der frühe Vogel hat alles richtig gemacht …

Unterwegs winken uns Nadine und Maik, wir tauschen uns am Straßenrand aus, die beiden dopen uns mit kühlem, ausgesprochen leckerem Ginger Beer …

In Omarama plündern wir den Supermarkt, schließlich gibt es was zu feiern und unsere Vorräte sind ratzebutz vernichtet. Schauen wir mal ob die Neuseeländer in Sachen „prickelnde Plörre“ den Franzosen das Wasser reichen können …

23.01.2018 Glentanner / Mount Cook (Aoraki)

wir erwarten die Dunkelheit

Am Ufer des Lake Tekapo erwarten wir die Dunkelheit, schauen zu wie langsam ein Stern nach dem anderen erscheint. Irgendwann hat auch die japanische Fraktion Schlaf und wir den wolkenlosen Glitzerhimmel ganz für uns. Die Milchstraße spannt sich als helles Band über das Firmament und funkelt in tausendfacher Ausführung… Stargazing – so klar haben wir das selten gesehen. Es ist wunderschön – bis zur Genickstarre …

Stargazing

Auch tagsüber bleiben die Wolken fern und das Panorama ist grandios. Entlang der Südalpen führt unser Weg, ihr frostiger Star ist der Mount Cook oder Mount Aoraki, wie die Maori ihn nennen. Der Berg ist nach einem ihrer Götter benannt – nach dem, „der durch die Wolken stößt.“

auf dem Weg nach Lake Pukaki

Wir radeln bis zum Lake Pukaki und folgen dem Ufer bis zum Fuße des Mt. Aoraki. Der See ist noch schöner wie der Tekapo von gestern. Wie ein blankgeschliffener Himmelsspiegel liegt er in seinem 35 km langen Bett, dieses reine Blau scheint nicht von dieser Welt zu sein.

Lake Pukaki

Lake Pukaki und Mount Cook, zwei Stunden später…

Morgen möchten wir sehr gerne in den National Park wandern. Leider steht die Wetterprognose auf Regen, aber wir hoffen, dass sich der Berg nicht um wetter-online schert…

 

22.01.2018 Lake Tekapo

Wir starten in einen „frische-Wäsche-Morgen“, sogar meine verknuschelte Radbrille hat eine Reinigung erfahren.

Den Schafen sind wir noch nie so nah gekommen. Das ist wirklich ein Phänomen: die Tiere grasen oder dösen oft direkt an der Straße, der Verkehr stört sie scheinbar gar nicht, aber wehe es kommt ein Radler, dann nehmen sie alle Reißaus.

Diese hier sind eingepfercht. Wir halten an, weil wir davon ausgingen, dass die auf den Frisör warten und wir hätten gerne zugeschaut. Die beiden Männer markieren aber nur ihre Herde, so kommen die Tiere noch mal ungeschoren davon.

die kamen ungeschoren davon …

im Gegensatz zu diesen

Über mangelnde Abwechslung können wir heute nicht klagen. Im Winter wird hier Ski gefahren, entsprechend bergig ist es. Das Panorama wird immer schöner.

Ein Schild am Straßenrand verkündet: „Free Farm Eggs“. Das bedeutet allerdings nicht, dass es hier Eier umsonst gibt, sondern dass die Hühner frei laufen – und die haben wirklich viel Auslauf. Direkt  neben dem Hühnerstall befindet sich eine Palette mit Eiern, da kann man sich bedienen und wirft entsprechend viele Dollar in die Kasse. Wir nehmen vier Stück. Ich wickele sie vorsichtig in die Windweste und verstaue sie in der Lenkertasche. Von nun an fahre ich sehr behutsam durch die zweite Tageshälfte um die heikle Fracht nicht aus der Tasche kratzen zu müssen.

Sie sind auch nicht kaputt gegangen und wir freuen uns auf ein Frühstück mit Omelett.

Der See ist wunderschön, tiefblau … wir saßen eine Weile am Wasser bei der Church of the Good Sheperd und haben einfach nur den Blick schweifen lassen. Die Romantik wurde leider von einfallenden japanischen Horden zunichte gemacht. Ich weiß schon, warum ich Gruppenreisen hasse …

Lake Tekapo

Church of the Good Shepherd

Lake Tekapo erreichen wir über den Starlight Highway. Das Gebiet ist ein „International Dark Sky Reserve“. Das bedeutet, dass es hier keine – oder fast keine Lichtverschmutzung gibt. Wenn es dunkel ist werden wir in die Sterne schauen …

wir sind ihm gefollowed

21.01.2018 Geraldine

 

Tui Beer Schlummertrunk vor unserer Campingplatz Cabin gestern Abend

Der Himmel ist heute nicht in Sonntagsstimmung. Er zeigt uns ein tristes einheitsgrau, es nieselt – mal mehr, mal weniger. Gegenwind, mal mehr, mal weniger. Wir rollen durch die Farmlands, die von der hiesigen „Water Force“ (riesige Wassersprenkler) trotz Nieselregen berieselt werden. Man hängt so seinen Gedanken hinterher, ab und an gilt es einem Schlagloch auszuweichen, viel mehr ist nicht.

Dieter macht eine Ansage: „noch 16 km, dann kommt eine leichte Kurve …“. Das beschreibt den heutigen Streckenverlauf äußerst zutreffend.

Farmlands mit Water Force (Linie am Horizont) und Niesel – ein Ödbild

Irgendwo zwischen zwei Feldern biegen wir ab auf die „inland scenic route, nr. 72“. Bei klarem Wetter sieht man wohl rechter Hand die Kette der Southern Alps, aber heute ist es leider wenig scenic.

Wir sind schon recht früh in Geraldine, weiterfahren macht keinen Sinn, der nächste größere Ort ist fast 50 km entfernt. Dafür haben wir ein wunderschönes Backpacker Hostel mit Waschmaschine und Trockner gefunden. Es wäre dann auch noch mal an der Zeit …

Soviel zum Thema IGEL von gestern …

20.01.2018 Rakaira

Vorsorglich mal ein Toastbrot mehr zum Frühstück – wir wissen ja, dass es heute wieder anstrengend wird.

Bevor wir Akaroa – den „langen Hafen“ verlassen, fahren wir noch kurz bei Edith und Wolfgang im Büro vorbei um uns zu verabschieden… Wenn ich richtig verstanden habe, ruft Wolfgang „fahr links“ hinter mir her … jou, verdammi – wenn die Straße leer ist, passiert mir das beim Losfahren immer noch.

Abschiedsfoto vorm Office in Akaroa

Dann schaffen wir uns mit Radels und Gepäck wieder zurück über die Hügel, biegen vor Christchurch in den Süden ab. Heute ist Samstag und man hat das Gefühl, dass ALLE nach Akaroa wollen. ALLE mit  Boot, Kajaks, Mountainbikes, Campingwagen, Pferdeanhänger – eine lange Kolonne wälzt sich uns entgegen – gut, dass wir antizyklisch unterwegs sind.

Es scheint auf der Südinsel unendlich viele Igel zu geben. Wahrscheinlich wurden die Tiere eingeschleust und haben sich wie die jungen Hunde vermehrt – mangels natürlichem Fressfeind. Ihr einzig wahrer Feind ist der Verkehr. Es sind im Straßengraben wirklich SEHR viele Opfer zu beklagen – das ist uns auch schon auf der Nordinsel oft aufgefallen …

Am Ende der heutigen Strecke liegt eine Brücke – die längste Neuseelands – 2 km ist sie lang, direkt danach biegen wir ab zum Campingplatz.

19.01.2018 Akaroa

Während eines kleinen Verdauungsspaziergangs am gestrigen Abend, kommen wir an einem Plakat vorbei: Akaroa Music Festival … Hey – Moment mal, das organisieren doch alte Bekannte aus Merzig, oder? … und tatsächlich finden wir auch ihre Namen auf dem Plakat. Das Abend-Konzert findet in der Gaiety Hall statt. „Lass uns einfach mal vorbeilaufen“. Die Veranstaltung ist zwar schon vorüber, aber die Leute stehen noch vor der Tür. Wir fragen nach Herrn Krämer – „der kommt gleich wieder, fährt noch das Cello nach Hause“… ein paar Minuten später: „Nee, das gibt´s doch nicht, wie kommt ihr denn hierher …“ Die Überraschung ist gelungen. Wir helfen beim Abbau der Bühne, dann treffen wir uns im Restaurant, das war richtig witzig.

Eigentlich wohnt die Familie in Auckland und ist nur für die paar Festivaltage in Akaroa – und ausgerechnet jetzt … – ist schon ein lustiger Zufall!

Heute Abend sind wir zum Konzert eingeladen und werden danach noch einmal gemütlich zusammen sein.

Seebären haben wir keine gefunden. Nicht bei Wandern auf die Fjordgipfel. Die Aussicht belohnte uns aber erneut für die Anstrengung. Es ist einfach  wunderschön den ständig wechselnden Blick in die Buchten zu genießen. Fast wieder unten in Akaroa kamen uns Nadine und Maik mit den Kindern entgegenspaziert… Das gibt es doch alles nicht … Die Welt ist auch auf ihrer anderen Seite nur ein Dorf!

Seebären haben wir stattdessen gegoogelt: die schauen fast aus wie Seelöwen, sind nur etwas größer und haben braunes Fell. Bei genauer Betrachtung waren die vermeintlichen Seelöwen von Kaikuora eigentlich Bären … hmmm

das ist was für mich …

Augen Richtung Meer

und erneut in die Bucht hinunter … ohne Bären