21.01.2018 Geraldine

 

Tui Beer Schlummertrunk vor unserer Campingplatz Cabin gestern Abend

Der Himmel ist heute nicht in Sonntagsstimmung. Er zeigt uns ein tristes einheitsgrau, es nieselt – mal mehr, mal weniger. Gegenwind, mal mehr, mal weniger. Wir rollen durch die Farmlands, die von der hiesigen „Water Force“ (riesige Wassersprenkler) trotz Nieselregen berieselt werden. Man hängt so seinen Gedanken hinterher, ab und an gilt es einem Schlagloch auszuweichen, viel mehr ist nicht.

Dieter macht eine Ansage: „noch 16 km, dann kommt eine leichte Kurve …“. Das beschreibt den heutigen Streckenverlauf äußerst zutreffend.

Farmlands mit Water Force (Linie am Horizont) und Niesel – ein Ödbild

Irgendwo zwischen zwei Feldern biegen wir ab auf die „inland scenic route, nr. 72“. Bei klarem Wetter sieht man wohl rechter Hand die Kette der Southern Alps, aber heute ist es leider wenig scenic.

Wir sind schon recht früh in Geraldine, weiterfahren macht keinen Sinn, der nächste größere Ort ist fast 50 km entfernt. Dafür haben wir ein wunderschönes Backpacker Hostel mit Waschmaschine und Trockner gefunden. Es wäre dann auch noch mal an der Zeit …

Soviel zum Thema IGEL von gestern …

20.01.2018 Rakaira

Vorsorglich mal ein Toastbrot mehr zum Frühstück – wir wissen ja, dass es heute wieder anstrengend wird.

Bevor wir Akaroa – den „langen Hafen“ verlassen, fahren wir noch kurz bei Edith und Wolfgang im Büro vorbei um uns zu verabschieden… Wenn ich richtig verstanden habe, ruft Wolfgang „fahr links“ hinter mir her … jou, verdammi – wenn die Straße leer ist, passiert mir das beim Losfahren immer noch.

Abschiedsfoto vorm Office in Akaroa

Dann schaffen wir uns mit Radels und Gepäck wieder zurück über die Hügel, biegen vor Christchurch in den Süden ab. Heute ist Samstag und man hat das Gefühl, dass ALLE nach Akaroa wollen. ALLE mit  Boot, Kajaks, Mountainbikes, Campingwagen, Pferdeanhänger – eine lange Kolonne wälzt sich uns entgegen – gut, dass wir antizyklisch unterwegs sind.

Es scheint auf der Südinsel unendlich viele Igel zu geben. Wahrscheinlich wurden die Tiere eingeschleust und haben sich wie die jungen Hunde vermehrt – mangels natürlichem Fressfeind. Ihr einzig wahrer Feind ist der Verkehr. Es sind im Straßengraben wirklich SEHR viele Opfer zu beklagen – das ist uns auch schon auf der Nordinsel oft aufgefallen …

Am Ende der heutigen Strecke liegt eine Brücke – die längste Neuseelands – 2 km ist sie lang, direkt danach biegen wir ab zum Campingplatz.

19.01.2018 Akaroa

Während eines kleinen Verdauungsspaziergangs am gestrigen Abend, kommen wir an einem Plakat vorbei: Akaroa Music Festival … Hey – Moment mal, das organisieren doch alte Bekannte aus Merzig, oder? … und tatsächlich finden wir auch ihre Namen auf dem Plakat. Das Abend-Konzert findet in der Gaiety Hall statt. „Lass uns einfach mal vorbeilaufen“. Die Veranstaltung ist zwar schon vorüber, aber die Leute stehen noch vor der Tür. Wir fragen nach Herrn Krämer – „der kommt gleich wieder, fährt noch das Cello nach Hause“… ein paar Minuten später: „Nee, das gibt´s doch nicht, wie kommt ihr denn hierher …“ Die Überraschung ist gelungen. Wir helfen beim Abbau der Bühne, dann treffen wir uns im Restaurant, das war richtig witzig.

Eigentlich wohnt die Familie in Auckland und ist nur für die paar Festivaltage in Akaroa – und ausgerechnet jetzt … – ist schon ein lustiger Zufall!

Heute Abend sind wir zum Konzert eingeladen und werden danach noch einmal gemütlich zusammen sein.

Seebären haben wir keine gefunden. Nicht bei Wandern auf die Fjordgipfel. Die Aussicht belohnte uns aber erneut für die Anstrengung. Es ist einfach  wunderschön den ständig wechselnden Blick in die Buchten zu genießen. Fast wieder unten in Akaroa kamen uns Nadine und Maik mit den Kindern entgegenspaziert… Das gibt es doch alles nicht … Die Welt ist auch auf ihrer anderen Seite nur ein Dorf!

Seebären haben wir stattdessen gegoogelt: die schauen fast aus wie Seelöwen, sind nur etwas größer und haben braunes Fell. Bei genauer Betrachtung waren die vermeintlichen Seelöwen von Kaikuora eigentlich Bären … hmmm

das ist was für mich …

Augen Richtung Meer

und erneut in die Bucht hinunter … ohne Bären

 

18.01.2018 Akaroa

Dem „Jailhouse“ sind wir gerade noch einmal entkommen …

fast hätten die uns behalten …

Akaroa – klingt das nicht vielversprechend?

Wir radeln uns 50 flach-entspannte Kilometer warm. Vorbei am Lake Forsyth nach Little River. Dann führt die Straße bergan, teils richtig bergan. Wir entscheiden uns für die zugegeben – sehr schweißtreibende – „Summit Road“ (auf 40 km 1400 Höhenmeter). Die Reifen hinterlassen bei der Hitze wieder Spuren im Bitumen der Straße, doch jeder Meter auf dieser Strecke belohnt mit atemberaubenden Blicken auf die Bucht von Akaroa. So macht radeln wieder richtig Spaß. Auf der Strecke über den Kratergipfel herrscht kaum Verkehr, dafür hört man die Schafe blöken und wunderbar exotische Vogelstimmen.

Im Akaroa Backpackers Hostel haben wir gleich für zwei Nächte gebucht. Den morgigen Tag wollen wir mit der Suche nach den neuseeländischen Seebären verbringen …

Lake Forsyth

die Bucht von Akaroa – ein Traum mit Schaf

17.01.2018 Christchurch

Früh am Morgen satteln wir die Hühner und reiten nach Christchurch.

unsere Morgenhühner

Gestern war es so heiß, dass teilweise der Asphalt klebrig wurde und an den Reifen pappte. Heute ist es angenehm bewölkt, dafür haben wir sehr viel Verkehr, der ganz schön nervt.

Nach Christchurch hinein gibt es Radwege – 300! km insgesamt – und die werden nicht nur von uns gerne benutzt.

Wir buchen uns im „Jailhouse“ Hostel ein. Von 1874 bis 1999 wurde das Gebäude als Gefängnis genutzt. Die Zimmer sind ein bisschen klein – Zellen eben … aber man fühlt sich als heutiger Insasse sehr wohl.

Es bleibt noch genügend Zeit, die Stadt zu erkunden. 2010 und 2011 gab es hier verheerende Erdbeben. Am 4. September 2010 um 4.35 am Morgen, 40 Sekunden, Stärke 7,1… und am 22. Februar 2011 um 12.51 Uhr am Mittag, Stärke 6,3. Das Zentrum lag 10 km südöstlich der City und 5 km unter der Erdoberfläche. Dieses zweite Beben richtete mehr Schäden an als das erste. Menschen wurden gewaltsam – fast waagrecht – in die Luft geschleudert. Die maximale Bodenbeschleunigung war doppelt so stark wie die Erdanziehung … so viel zu den groben Fakten.

Die Stadt ist immer noch heftig von diesen wenigen Sekunden gezeichnet. Zerstörte, abgestützte Gebäude, Baustellen wohin man schaut …

Container – Leichtbauweise

schwer beschädigt – die Kathedrale von Christchurch

auch nach all den Jahren noch riesige Baustellen in der Innenstadt

16.01.2018 Cheviot

kurz vor der Seelöwen-Kolonie

Den Vormittag vertrödeln wir bei den Seelöwen, die auf der vorgelagerten Halbinsel wohnen. Die Tiere sind an Menschen gewöhnt, dösen einfach weiter wenn man sich nähert. Oder sie spielen im Wasser, drehen sich durch die Wellen. Es ist einfach bezaubernd die Burschen zu beobachten, sie haben es uns echt angetan, total putzig!

die putzigen Tiere …

… die dösen einfach weiter

Gegen Mittag satteln wir die Pferde, rollen an der Küste entlang Richtung Christchurch. 30 recht entspannte Kilometer, dann biegt die Straße ins Hinterland. Da Dieter ja ein neues GPS besitzt, kann er auch wieder so schöne Ansagen machen wie: „Die nächsten 12 km werden echt nicht lustig … Das geht jetzt über drei Berge…“. Prima

Die Grillen in den Bäumen geben ein beeindruckend lautes Konzert für uns. Eine von den gefühlten zigtausend landet von hinten klammheimlich auf meiner Schulter. Sie reibt die Beinchen aneinander und fiept mir mit aller Kraft ins Ohr. Ich bin so erschrocken, dass ich genauso laut geschrien hab wie das Insekt … Die Grille hat es daraufhin vorgezogen, sich wieder in die Büsche zu verziehen…

über die Brücke vor Cheriot

die Windschutzhecken sind wie mit dem Lineal gezogen

15.01.2018 Kaikuora

Von Blenheim aus schicken wir ein Päckchen mit überflüssigen Dingen zurück in die Heimat. 2,6 Kilo, die Dieter entlasten – und ich mich mehr anstrengen muss …

Nachdem wir uns in der Post abgearbeitet haben, radeln wir durch ein Gebiet aus Weinreben und ausgetrockneten Gräsern. Dazwischen gibt’s nur Schafe, die die trockenen Halme anknabbern.

Rebe und trockener Halm

endlich mal Schaf an Schaf

Richtung Küste wird es wieder grüner und die Berge immer höher. Kurz können wir sogar einen Blick aus die Southern Alpes erhaschen.

Im letzten Jahr gab es ein Unwetter, das ganze Hänge an der Küstenstraße abrutschen ließ. Seit kurzer Zeit ist die Straße wieder passierbar, aber noch reiht sich eine Baustelle an die nächste.

OPEN!

hier ohne Baustelle

Irgendwo auf dieser Küstenstraße überholt uns ein Auto, setzt gleich danach den Blinker und fährt rechts auf den Parkplatz. Man vernimmt ein lautes Rufen „Dieter“ … eine winkende Hand. … Das ist tatsächlich die Familie Petzold! Maik hat wohl gerade zu seiner Frau gesagt: „Wenn die das sind dann fresse ich einen Besen!“ – er hat es Gott sei Dank nicht in die Tat umgesetzt …

Ganz lange kennt Dieter die beiden schon. Er wusste zwar, dass die hier unten sind, aber dass sich nun durch Zufall unsere Wege kreuzen ist einmalig. Wir verabreden uns für den Abend in Kaikoura. Dort angekommen finden wir ein schönes kleines Hostel und gehen in die Nachbarschaft um mit Nadine und Maik ein Bier zu trinken.

Begegnung im Irgendwo

14.01.2018 Blenheim

Das Wellington Museum ist sehr liebevoll gestaltet. Maori Legenden werden von animierten Hologramm Figuren erzählt, Ratten huschen – an unsichtbaren Seilen gezogen – durch die nachgebauten Lagerhallen, anhand vieler persönlicher Gegenstände wird ganz anschaulich die Sozialgeschichte des Landes beschrieben.

Die Fähre bringt uns durch die Cook Strait und die Marlborough Sounds zur Südinsel. Die Marlborough Sounds muss man sich vorstellen wie eine wunderbare, zerklüftete Fjordlandschaft durch die sich die Schiffe schlängeln.

Kia Ora, Willkommen, begrüßt uns das Schild im Hafen von Picton. Hier beginnt unsere Tour in den Süden. In Wellington haben wir ein neues GPS erstanden und Dieter steckt es nun stolz zu seinem ersten Einsatz an den Lenker. In Blenheim ist es uns auch schon sehr hilfreich bei der Zimmersuche. Im selbsternannten „sonnigsten Ort“ in NZ wird viel Wein angebaut und die Hostels sind zumeist von Work & Travellern langzeit-ausgebucht. Aber wir hatten Glück und sind mit vielen netten Leuten zusammen untergebracht.

Straitsman Wellington – unser Mann für Picton

Marlborough Sounds

Marlborough Sounds

13.01.2018 Wellington

Heute ist Sightseeing angesagt:

Frühmorgens besteigen wir Mount Victoria. Von da aus hat man einen grandiosen Blick über die Stadt.

durch den Wald nach Mount Victoria

oben angelangt

Im Anschluss besuchen wir „Te Papa Tongarewa“ (Schatzkiste), das beeindruckende Museum of New Zealand. Das ist wirklich ein absolutes Muss – und Museen sind in Neuseeland – kostenlos!

Te Papa Tongarewa

Am „Beehive“ – dem Parlamentsgebäude, das an einen Bienenkorb erinnert, vorbei laufen wir zum Botanischen Garten und wieder runter in die Stadt. Der Weg führt an Denkmälern und dem Bolton Street Cemetery entlang. Dieser alte Friedhof ist zweigeteilt weil man tatsächlich mittendurch die Autobahn gebaut hat. Über 3700 Gräber mussten umgelegt werden, heftige Bürgerproteste konnten das krasse Bauvorhaben nicht stoppen.

Morgen schauen wir uns noch das Wellington Museum an, dann geht es mit der Fähre nach Picton auf die Südinsel.

12.01.2018 Wellington

Wir stehen früh auf um rechtzeitig am Busterminal zu sein. Der Busfahrer begrüßt uns mit einem fröhlichen „Hey guys, I´ve got a nice place for you“ – also scheint dem Radtransport im Bus nicht s im Wege zu stehen. Wir verstauen auch die Radels ganz platzsparend, schnallen alles gut fest. Später drückt mir der Busfahrer tatsächlich die 20 Dollar für den Radtransport wieder in die Hand. „Weil ihr alles alleine gemacht habt“ … wir sind echt überrascht. Wow, unser erstes selbstverdientes Geld in Neuseeland! Wir fragen den guten Mann ob wir auch den Rest des Fahrpreises erstattet bekommen wenn wir den Bus selbst fahren – darauf lässt er sich aber nicht ein …

Auf dem Weg nach Wellington stoppen wir in einigen kleineren Orten. Die Hausfassaden erinnern an alte Western-Filme, überhaupt, die kleinen kolonialen Holzhäuser sind wie aus einem amerikanischen Bilderbuch geschnitten.

Der Verkehr wird in Richtung Wellington immer dichter und wir freuen uns, ganz gemütlich im Bus dahin zu gleiten.

„Windy Welly“, wie Wellington auch genannt wird, begrüßt uns stürmisch indem wir die frischeste Stadtluft in der südlichsten Hauptstadt der Welt zu spüren bekommen.

Unten an der Waterfront treffen wir Sabrina und Matthias aus der Rodenhofer Nachbarschaft, die schon seit Oktober in NZ unterwegs sind. Das war ein großes Hallo und wir verbringen eine vergnügliche Zeit zusammen.

Waterfront

sehr schicke Ampel-Dame