11.01.2018 Whanganui

Freund Taranaki präsentiert sich stolz in der Morgensonne und begleitet stumm unsere ersten 30 Kilometer. Der Wind ist uns hold und so rollen wir durch sanfte Hügel, die man fast streicheln möchte.

wolkenlos in der Morgensonne

Doch jeder Fluss der sich über die Jahrhunderte ins Land gefressen hat, bringt eine häufig sehr steile Berg- und Talfahrt mit sich, so dass wir teils im kleinsten Gang wieder nach oben kurbeln.

Wir landen in Whanganui, bei einer deutschen Familie, die hier seit 8 Jahren lebt und das 42 B Hostel führt. Doppelzimmer sind ausgebucht, aber wir dürfen in der Bibliothek übernachten, in der noch ein Doppelbett steht. Es ist ein wunderbarer Raum, die Leute sind alle super nett. Unsere Nachbarn stammen aus Samoa. Sie sind für 3 Monate hier als Erntehelfer auf den Erdbeerfeldern am Rande der Stadt.

Abends stimmt man lautstark Gebete aus Samoa an, hinter dem Haus grast friedlich die Hirschkuh, picken die Hühner, die Meerschweinchen quieken, die Menschen reden Sprachen aus aller Herren Länder … ein fröhliches Miteinander.

viel Kühe gibt´s doch wenig Schaf

jeder Haufen war ein richtig großer Baum

10.01.2018 Stratford

Die Strecke von New Plymouth nach Stratford war nicht sonderlich schön. Durch all die Trucks, die hier vorbeibrettern, macht es nicht wirklich Spaß mit dem Rad zu fahren, auch wenn es einen breiten Seitenstreifen gibt, so dass es wenigstens nur laut und nicht gefährlich ist. Aber was will man auch erwarten? New Plymouth hat einen riesigen Tiefseehafen, soviel ich weiß der einzige in Neuseeland, und dahinter steckt eben auch eine Menge Logistik.

In Stratford finden wir einen schönen Campingplatz, mieten uns eine kleine Hütte, wo wir das Gepäck lassen können. Und nun beginnt der angenehme Teil des Tages. Wir radeln nach Dawson Falls. Von hier aus startet unsere Wanderung in den Egmont National Park und auf den Mount Taranaki.

Der Vulkan hat sich den ganzen Tag über in den Wolken versteckt. Doch wir haben großes Glück. Am Hooker Shelter angelangt, lichten sich tatsächlich die Wolken und der wunderschöne, teils schneebedeckte Kegel wird für einige Minuten sichtbar. Die Maori gaben dem Mount Egmont den Namen Taranaki, was so viel bedeutet wie „der schläft nur“. Der letzte Ausbruch fand vor 350 Jahren statt und tief unten rumort es wohl noch.

Etwas sehr dummes ist heute passiert: Dieters GPS ist definitiv kaputt gegangen. Nun müssen wir uns auf die althergebrachten Karten verlassen …

auf dem Weg nach Dawson Falls

Dawson Falls

unser schlafender Freund

Mount Taranaki

09.01.2018 New Plymouth

Das erste Ziel auf unserer Liste hieß Mount Paritutu. Der Aufstieg auf den kleinen Zuckerhutberg direkt an der Küste ist knackig, aber von oben hat man eine grandiose Sicht. Leider versteckt sich der Hauptakteur, der Mount Taranaki den ganzen Tag über in Wolken. So lassen wir den Blick über den großen Tiefseehafen und den Sugar Loaf Islands Marine Park schweifen.

Aufstieg auf Mount Paritutu

Sugar Loaf Marine Park

Zu diesen Sugar Loaf Inseln kehren in jedem Jahr die Seelöwen zurück um ihre Jungen zu gebären. Fast waren die Tiere hier ausgerottet. Man hat sie wegen der Felle gejagt. Doch heute wächst die Population wieder kontinuierlich an.

Zwei Mädels haben uns den Tipp gegeben: Caddys Boat Trip – raus zu den Seelöwen. In diesem Jahr sind über 30 Neugeborene hinzugekommen und es war so fantastisch die Tiere vom Boot aus zu beobachten.

Seelöwen

Web Cam bei Caddys: nebenan haben die Pinguine Nachwuchs

Am späten Nachmittag haben das Pure Ariki Museum (Maori Kultur) und die Govett Brewster Art Gallery (zeitgenössische Kunst und tolle Architektur!) besucht.

Wir haben wieder ein „Pfannen Häuschen“, müssen zuschauen, dass da was rein kommt und überlegen wie es morgen weitergeht.

08.01.2018 New Plymouth

Wir haben gestern ein nettes Motel für die Nacht gefunden. Ein Motel mit Pfanne. Das bedeutet dass wir unbedingt auch ein Rumpsteak kaufen müssen. „If it isn´t fresh, it´s alive“ steht an der Kühltheke. Und es war sooo sensationell lecker …

Das Gepäck haben wir in unserem Häuschen lassen können und sind zu den Waitomo Caves (oder „Glowworm Caves“) geradelt. Diese vermeintlichen „Glühwürmchen-Tropfsteinhöhlen“ beheimaten tausende von Pilzmücken, deren Larven ähnlich einer Spinne klebrige Fäden weben und von der Decke hängen lassen um Insekten zu fangen. Die Larven haben Leuchtorgane die ein bläuliches Licht erzeugen. Als Besucher fährt man mit dem Boot durch die stockdunklen Höhlen und lässt diesen wunderbaren Sternenhimmel auf sich wirken. Das war ein ganz besonderes stilles und poetisches Erlebnis. Und unter der Erde kann man die Mittagshitze prima ertragen …

Sterne am Höhlenhimmel

Pilzmücke

Auf dem Rückweg haben wir einige dieser netten Urviecher getroffen. Die sind bestimmt von Australien ausgewandert.

das tolle Vogel Viech

Heute Abend sind wir sehr froh einen Platz im Bus nach New Plymouth ergattert zu haben. Die Alternative wäre: zwei Tage über den State Highway radeln, auf dem ziemlich viel Verkehr herrscht. Jetzt freuen wir uns auf New Plymouth und den Mount Taranaki.

07.01.2018 Te Kuiti

Auch in der letzten Nacht stellten sich diverse Mitbewohner ein. Dieses hohe Summen eines Moskitos in den Ohren versetzt uns direkt in Alarm- und Tötungsbereitschaft. Ein paar Stiche haben wir trotzdem abbekommen, die sind aber eher harmlos.

Unser eigentlicher Feind ist die Sonne. Die 50er Sonnencreme ist für unsere europäische Winterhaut noch viel zu schwach. Selbst über die Armlinge scheint sie nur zu lachen und einfach hindurch zu bratzeln. Wir werden morgen über die Regenjacken nachdenken – so kann das nicht weiter gehen…

polynesischer Schilderwald

Aber nun mal etwas Positives: Immer wieder sind wir überrascht, wie schnell man mit den Menschen hier ins Gespräch kommt und wie freundlich und hilfsbereit die Kiwis reagieren. Gegen Mittag haben wir ein Pausenplätzchen bei einem Reitclub gefunden. Gleich kam jemand der sich dafür entschuldigt, dass das Cafe gerade ohne Pächter und leider geschlossen ist, aber er könnte uns frisches Wasser anbieten… Der Mann war gerade mit dem Säubern von einigen richtig schicken Kutschen beschäftigt. Die stammen aus Polen und werden zu Hochzeiten vermietet, lässt er uns wissen. Kürzlich hat auch seine Tochter in solch einer Kutsche geheiratet, erzählt er stolz.

Pause bei der historischen Kutsche von 1942

Ebenso die Frau, die gerade mit ihren Kindern und dem Hund eine ganze Herde Kühe auf die nächste Wiese treibt, winkt freundlich und wir wechseln ein paar Worte.

Herdentrieb

06.01.2018 Ngaruawahia

Gestern sind wir mit der Bahn nach Auckland rein gefahren, haben Dinge wie Camping Gas, einen Adapter für s neuseeländische Stromnetz, SIM Karte für´s Telefon und vor allem Lebensmittel besorgt. Bis halb acht konnten wir uns krampfhaft wach halten. Heute Morgen um halb sieben sind wir aus dem Koma erwacht. Perfekte Zeit – Jetlag ade, das war der Plan.

Unsere Vermieterin wohnt im Zimmer nebenan. Wir haben sie weder gesehen noch kommen gehört. Nur ihr Rasierer zeugte heute Morgen – malerisch in der Dusche platziert – von ihrer Anwesenheit. Man will keine Einzelheiten wissen, nur: es war nötig! Ins Land der Hobbits grüßt Chewbaka (den hätten wir aber auf jeden Fall gehört…)

hmmm?

Ab auf´s Radel, raus aus der Stadt. Outlets und Großmärkte reihen sich aneinander. Die Tankstellen werben mit: „Fuel your mission“. Wir haben noch ein paar Nudeln von gestern im Gepäck.

Die Namen auf den Ortsschildern klingen häufig nach Aloha und Waikiki. Erinnerungen an unseren Aufenthalt in Hawaii 2007 regen sich im Kopf. Auch wenn wir damals in die andere Richtung losgeflogen sind, die grobe Richtung stimmt ja …

Der Linksverkehr fordert vor allem beim Abbiegen unsere ganze Wachsamkeit. Dieter sagt: „Man gewöhnt sich daran, dass die Autos aus der falschen Richtung kommen“. Durch das seitenverkehrte Denken, verwechselt er allerdings beim Sprechen immer die Richtung …

Heute Abend haben wir unser Zelt in Ngaruawahia aufgeschlagen. Obwohl es den ganzen Tag über komplett bewölkt und teils vernieselt war, sieht man deutlich die Abdrücke von Trikot und Hose. Das wird uns für morgen eine Lehre sein, direkt die Haut mit 50er Creme zu schützen.

Tausende davon säumen den Straßenrand

05.01.2018 Auckland / Papatoetoe

Neuseeland hat ebenfalls sehr strenge Regeln bei der Einreise. Aber hier ist es vor allem die Angst vor fremder Biomasse die noch im Outdoor Equipment klebt und sich auf den Inseln rasant ausbreiten kann. Daher müssen Fahrräder, Zelte, Schuhe etc. ganz sauber sein. Das weiß man und das war auch gar kein Problem, vor allem waren alle sehr freundlich.

Vor dem Flughafen gibt es Montageständer für Fahrräder, die wir gerne nutzen. Auckland empfängt und mit viel Wind und Regen. Zu unserer Unterkunft für die Nacht sind es 9 km – die schaffen wir mit dem Radel bevor der ganz große Regen einsetzt. Wir sind saumüde, der Rest wird sich finden.

biosecurity

Servicestation am Flughafen

04.01.2018 Shanghai

Shanghai war schon recht speziell. Obwohl wir nur als Transit Passagiere dort eintreffen, müssen wir nach dem Transit Schalter erst mal zur Körpertemperaturmessung in die Quarantänestation. Der Temperaturscanner scheint außer Betrieb zu sein dafür kontrolliert ein sehr schmaläugiger junger Mann mit Atemschutz die Rosigkeit unserer Wangen und drückt uns einen weiteren Stempel in die vollgestempelten Papiere. Danach dürfen wir weiter Richtung Gate.

Hier werden- unter anderen – auch wir auch per Lautsprecher gesucht. Das bis Auckland durchgecheckte Gepäck wurde in Shanghai erneut gescannt. Wir müssen ein vier seitiges Dokument unterschreiben, dass die Koffer geöffnet werden dürfen, denn man bemängelt eine Fahrradlampe und ein Akkuladegerät die herausgefischt werden sollen, weil die ja im Gepäckraum viel zu gefährlich sind … Die beiden Gegenstände bringt man uns an den Schalter, wir steigen als vorletzte in den Flieger und nun hat die chinesische Sicherheits-Seele endlich Ruhe.