17.02.2018 Taumarunui

Auf dem Volcanic Loop Highway drehen wir am Morgen eine „Ehrenrunde“ um die drei Vulkanberge des Tongariro National Park. Von der Straße aus hat man einen schönen Blick auf den fast 2800 Meter hohen Ruapehu, in dessen Schluchten immer noch Schnee liegt. – Vor allem im Süden, da kommt ja keine Sonne hin …

Ruapehu, letzte Eruption 2007

In Neuseeland gibt es für alles eine „Welthauptstadt“. Taupo war die des Fallschirmspringens, Taihape ist die des Gummistiefels, Ohakune die der Karotte, wie man am Ortseingang unschwer erkennen kann.

Karottenwelthauptstadt

Hier packen wir die Räder aus um auf der Old Coach Road, einer historischen Straße für den Eisenbahnbau, ein Stück weit zu fahren. Die Pflastersteine sind noch von 1905 und so holpert sich der Mountainbike Trail auch. Gestern Abend beim Kochen waren die Augen wohl größer als der Magen, wir haben nicht aufgegessen, daher beginnt es zu regnen. Bald kehren wir um, tauschen die Räder gegen Wanderschuhe und marschieren ein zweites Mal in Richtung der alten Eisenbahnbrücken, für deren Errichtung der Weg damals angelegt wurde. Das Wetter bessert sich bald, die kleine Wanderung macht Laune.

historische Hapuawhenua Brücke

Toanui-Viaduct das zuletzt fertiggestellte Verbindungsglied zwischen Wellington und Auckland

Auf unserer Ehrenrunde gibt es einen „Ort“ namens Horopito. Dieser Ort besteht eigentlich nur aus alten Autos, es ist angeblich der größte Autofriedhof Neuseelands … und zwischen all dem Schrott findet sich eine noch lebende Pferdestärke.

wo ist das Pferd?

die stehen schon etwas länger hier

alter Schrott wohin man schaut …

16.02.2018 Turangi

Der Berg ruft. Wir erwarten schon sein Rufen und folgen ihm gerne. – Fast 30 Kilometer durch den Tongariro National Park: „Tongariro Alpine Crossing“ nennt sich der Track. Er soll der schönste auf der Insel sein.

Urgewaltige Vulkanlandschaft trifft auf türkis oder grün leuchtende Bergseen. Krater, tiefschwarz und dunkelrot, rauchende Schwefelquellen und der Geruch nach faulen Eiern unterstreichen diese grandiose, im Inneren brodelnde Welt. Die Steinwüste hier oben ist atemberaubend schön.

Einzig Ruhe und Beschaulichkeit sucht man vergebens. Unsere asiatischen Freunde rutschen Hand in Hand schnatternd die steilen Passagen hinunter, Selfie Sticks, Handys, … manche packen sogar ihre Drohnen aus.

Eine Frau ist gestürzt und muss von der Bergrettung abgeholt werden. Der Hubschrauber kann anfangs nicht landen weil irgendein Idiot meint, er müsse auch das noch mit der Drohne filmen… Alles hat seinen Preis …

tief unten brodelt es noch

und stinkt nach faulen Eiern

Blue Lagoon

grüner Kratersee

Red Crater

hier kann man die gewaltige Kraft erahnen

15.02.2018 Turangi

Die Maori nennen Neuseeland „Aotearoa“ – das Land der langen weißen Wolke. Dank leerer Teller und gnädigem Wettergott ist die lange weiße Wolke aufgerissen, der Himmel strahlend blau. Das bedeutet für uns: gleich nach dem Frühstück jeden Millimeter Haut schön mit 50 + Sonnencreme zukleistern, dann kann es losgehen.

Wir beradeln die nähere Umgebung von Taupo. Huka Falls, Lookouts … Am Aratiatia Staudamm wird alle zwei Stunden das große Schleusentor geöffnet. Just in time kommen wir acht Minuten vor zwölf dort an und können Zeuge werden, wie sich das kleine Rinnsal zwischen den Felsen – innerhalb kürzester Zeit – in einen tobenden Fluss verwandelt…

vorher …

… fünf Minuten später

Mittagspause in der Acacia-Bay. Ein umgedrehtes Boot dient uns gleichzeitig als Stuhl und Tisch. Hier packen wir unseren Proviant aus. Zwei flauschige junge Enten schätzen diese Situation goldrichtig ein. Schnell kommen sie herbeigewatschelt, platzieren sich direkt vor unseren Füssen. Ohne jegliche Furcht beginnen sie, meinen Radschuh, meine Knöchel zu beschnäbeln und springen so lange an meinen Beinen hoch (!) bis ich endlich mein Pausenbrot mit ihnen teile … das haben die sicherlich schon öfter geübt …

freche Enten-Bande

Vom Mount Tauhara, den wir nachmittags noch ein Stück weit erklimmen, hat man eine wunderbare Aussicht auf den Lake Taupo und die umliegenden Berge, mit denen wir morgen auf Tuchfühlung gehen wollen. – Wir essen jetzt auch wieder brav den Teller leer, damit nichts schief geht!

Lake Taupo … zu dem Wolkenkrönchen wollen wir morgen laufen …

14.02.2018 Lake Taupo

Nach der gestrigen Aktion ist das Auto strak-dreckig. Dieter kratzt den Matsch von der Rückfahrkamera, damit sie wenigstens wieder ein wenig sieht …

Der „Thermal Explorer Highway“ nach Taupo ist eine ganz banale, geteerte Straße ohne Erdrutsche, Baumlawinen, Steine oder ähnliche Hindernisse. Ohne den Regen könnte man das Panorama genießen, andererseits wäscht dieser zumindest den groben Dreck von unserem Gefährt.

Taupo wird zum zweiten Wanaka, es regnet und regnet. In Turangi besuchen wir das „Volcanic Activity Centre“ – als ein ganz nettes Indoor-Alternativ-Programm.

Wenn wir schon mal vor Ort sind, reservieren wir auch ein Zimmer für die nächsten beiden Tage – der „Tongariro Alpine Crossing“ Track startet in der Nähe. Die Bergwanderung steht übermorgen auf dem Plan, das Wetter soll mitspielen, morgen schon besser werden.

Regenstimmung mit Schwan am Lake Taupo

rotschnäblige Schwarzschwäne

Zwischenstopp am See. In der Hoffnung auf Futter rudert eine Gruppe schwarzer Schwäne zu uns herüber, sie strecken suchend ihre roten Schnäbel aus … kurz später lässt uns ein Regenbogen, der fast neben der Straße beginnt, noch einmal anhalten.

gefühlt direkt neben uns …

Nun wollen wir den Wettergott gnädig stimmen: das Abendbrot brav aufessen und eine schöne Radstrecke für morgen planen.

13.02.2018 Wairoa

Doch noch weitere Vorkommnisse bei Sonnenuntergang. Die Wolken werden in ein dramatisches rötliches Licht getaucht, man meint, der ganze Himmel steht in Flammen.

der Himmel brennt

Die in großen Abschnitten unbefestigte Rainforest Road führt durch den Te Urewera National Park. Te Urewera bedeutet „der verbrannte Penis“, der Waldbestand ist wild und ursprünglich. Hier lebende Maoristämme haben den Waitangi Vertrag boykottiert und nie unterzeichnet. Die letzten Bastionen des Widerstandes befanden sich in diesen Wäldern.

Es ist wieder Wandertag. Auf dem Lake Waikaremoana Track (der See des sich kräuselnden Wassers) gelangt man zu einer der Stellen die ein tolles Panorama auf den See erlauben. Der Wind pfeift uns kräftig um die Ohren, tiefhängenden Wolken und Nebel über dem Wasser erzeugen eine ganz besondere mystische Stimmung. Man versteht nur zu gut, warum sich die Maori die hier leben „Kinder des Nebels“ nennen.

mystische Stimmung am Lake Waikaremoana

Kleine grüne Frösche hüpfen aufgeschreckt davon, das Igelkind hingegen erstarrt wenn man sich ihm nähert und reckt seine Stacheln auf Krawall gebürstet empor.

kleiner grüner Hüpfer

und einer auf Krawall gebürstet

Zum Lake Waikareti sind wir danach marschiert. Den uralten, flechten- und moosüberwachsenen Bäumen kann man eigentlich nur mit ehrfürchtigem Staunen begegnen. Die meterhohen Farne schauen aus, als ob sie sich ein Baströckchen übergestreift hätten. Wir entdecken viele kleine Seltsamkeiten entlang des Weges.

ein richtiger Riese

… mit Baströckchen

kleine Kostbarkeiten

die Mokau Falls

Am späten Nachmittag düsen wir auf unserer Schotterpiste (sie schimpft sich immerhin State Highway 38) weiter Richtung Rotorua. Dies ist eine Prüfung für Stoßdämpfer und Fahrer. Es regnet, Schlag- und Schlammlöcher, der Mokau-Wasserfall donnert in die Tiefe. Wir rechnen ständig hoch, wie weit es noch bis zur geteerten Zivilisation ist, als unsere Fahrt durch den Regenwald jäh gestoppt wird. Ein ganzer Hang ist abgerutscht und versperrt den Weg. Es kann noch nicht lange her sein. Vor einigen Minuten kamen uns zwei Autos entgegen, die hätten Zeichen gegeben…

Es ist wohl niemand zu Schaden gekommen. Aber die Straße ist definitiv unpassierbar und wir müssen umkehren. Die drei entgegenkommenden Fahrzeuge informieren wir, sagen auch am Campingplatz Bescheid.

So sind wir am Abend wieder in Wairoa, 50 km von Mahia entfernt und werden morgen kurz vor Napier Richtung Taupo abbiegen. Wir hoffen darauf, dass wir nicht wieder auf besondere Vorkommnisse stoßen und sind dankbar, dass der Hang nicht uns gemeint hat…

definitiv unpassierbar!

12.02.2018 Mahia Beach

Strandwanderung statt Rosenmontag

Strandwanderung statt Rosenmontag. Unterhalb der beeindruckenden Felswände zu laufen hätte sich sogar ohne Gannetts gelohnt, doch heute klappt es auch mit den Tölpeln. Es ist die größte Basstölpel Kolonie weltweit, jeder Felsen am Strand ist belagert. Insgesamt sollen es an die 17.000 Tiere sein. Die hübschen Vögel nisten und brüten ab September, pro Pärchen nur ein einziges Ei aus. Im März fliegt die ganze Horde Richtung Australien davon.

Basstölpelchen

Männlein und Weiblein

und einer der belagerten Felsen

Warum ist Tölpel bei uns eigentlich ein Schimpfwort? Ich wünschte, ich könnte so meisterhaft durch die Lüfte segeln!

Anschließend sind wir die Ostküste hoch bis Mahia Bay gefahren. Am Beach kann man schwimmen, und vor der Hütte, die aus Wairoa mitgebrachten Surimis knabbern. Wir erwarten keine weiteren Vorkommnisse …

 

11.02.2018 Napier

Zuhause tobt das närrische Treiben. Dieses Jahr ohne uns, wir sind auch nicht traurig deswegen. Neuseeland hingegen bereitet sich schon auf das bevorstehende Osterfest mit Schoko-Lamm und Schoko-Kiwi vor.

Lindt Oster Lämmer …

… und Schoko Kiwis

Wir fahren durch das verregnete Land bis Hastings. Am Cape Kidnappers gibt es eine Gannett-Colony. Gannetts sind Tölpel, die wir gerne besuchen möchten. Leider macht uns die Flut einen Strich durch die Rechnung. Man kann den 18 km langen Weg nur zu bestimmten Tidenzeiten begehen. – So müssen wir uns mit einer kleinen Wanderung unterhalb der Steilküste begnügen.

leider steigt die Flut …

In Napier steuern wir das National Aquarium of New Zealand an. Hier haben wir richtig Glück: Die kleinen Blaupinguine werden gerade gefüttert. (25 – 30 cm werden sie nur groß) Ein echt witziges Schauspiel! Aber richtig lachen müssen wir, wenn die Tiere an der Glasscheibe, die dem Besucher Einblick ins Wasser gibt, „vorbeifliegen“. Da könnte man ewig zuschauen und bevor wir das Aquarium verlassen gehen wir ein zweites Mal zur Pinguinhöhle.

kleine blaue … müh müh müh

Nicht nur die Pinguine sind spektakulär …

sie „fliegt“ etwas gemächlicher wie die Pinguine

Seepferdchen wippen auf und ab

er segelt eher über unseren Köpfen entlang

Napier wurde von dem Erdbeben 1931 verheerend getroffen. Der Wiederaufbau erfolgte im damals beliebten Art Déco Stil. Viele Gebäude aus der Zeit sind noch erhalten und das verleiht der Stadt ein erstaunliches Flair. Wir erwischen das letzte Zimmer im Criterion Art Déco Backpackers. Hier muss man sich direkt wohlfühlen!

die coole Lounge

10.02.2018 Carterton

Ein eher unspektakulärer Tag. Die Fahrt durch die Cook Street auf die Nordinsel lockt noch nicht mal einen Hund nach draußen auf die „Sonnendecks“. Es ist grau, man sieht rein gar nichts, wir reden mit den Farmern am Tisch gegenüber. Deren Tochter ist für zwei Jahre in London und genießt das Großstadtleben … „New Zealand closes at six in the evening“, sagen sie – so viel zu: hier tanzt der Bär …

Beim Verlassen der Fähre treffen wir erneut Maik, Nadine und die Kinder – es gibt scheinbar so wenig Leute, dass man immer wieder denselben begegnet … lustig wars!

Unser Plan A für die Nordinsel beginnt mit A und endet mit o. Wir haben nach langem hin und herüberlegen heute ein Auto gemietet, das wir am 26. in Auckland abgeben werden. Es gibt einfach noch so viel zu sehen, die Entfernungen sind weit, wir möchten vor allem auch noch Wandern gehen und nicht den ganzen Tag damit zubringen schnell schnell von A nach B zu hetzen …

Der Tag endet so unspektakulär wie er begonnen hat: in einem Hotelzimmer mit Blümchentapete in Carterton. Morgen soll es regnen, wir bewohnen Zimmer 4, die Katze wohnt 24 A.

… die Katze wohnt in 24 A

und auf der Terrasse kann man es aushalten

 

09.02.2018 Picton

Damit das neuseeländische Brot nicht ganz so knatschig ist, toasten wir es zum Frühstück gerne etwas an. Unser Palast Hotel, das Palace Backpackers stellt auch entsprechendes Gerät zur Verfügung. Ich wähle Stufe eins, drücke die beiden Scheiben hinunter, gehe zum Schrank um nach Tassen, Tellern und Besteck zu kramen.

Gefühlte 15 Sekunden später gibt Dieter Alarm. Das Brot ist rabenschwarz, der Toaster raucht wie ein Vulkan. Dieter zieht diesem Flammenwerfer aus dem letzten Jahrhundert sofort den Stecker und wedelt mit dem Geschirrtuch wie beim Aufguss in der Sauna, um den üblen Qualm aus der Küche zu vertreiben. Der Rauchmelder schweigt. Vermutlich ist er aus dem vorletzten Jahrhundert. Die verkohlten Scheiben lassen wir lange erkalten um nicht auch noch den Mülleimer in Brand zu setzen …

Rauchmelder im Palast

Auf unserer letzten Etappe auf der Südinsel herrscht anfangs viel Verkehr. Das ist weniger prickelnd. Nur gut, dass uns nicht auch noch der Busfahrer von gestern überholt. Sein Fahrstil war genauso übel wie seine Laune …

oft sieht man komplett abgeholzte Hänge, die Holzlaster sind dick beladen …

Nachmittags fahren wir den Queen Charlotte Drive entlang. Da hat der Schwerverkehr nichts zu suchen. Das kleine Sträßchen führt durch die Marlborough Sounds, immer up and down, mit fantastischen Blicken in die blaugrünen Buchten.

Blick in die Buchten

das war sicherlich mal ein richtig stolzer Baum

und soviel zum Thema Holzwirtschaft

Das Ticket für die Interislander Fähre morgen früh um neun nach Wellington steckt bereits in meinem Geldbeutel. Wie es auf der Nordinsel weitergeht? … Heut Abend werden wir einen Plan A entwickeln …

 

08.02.2018 Westport-Nelson

Die Morgenstunden sind auch heute die schönsten. Wir fahren weiter die Westküste hinauf. Die frisch kühle Waldluft paart sich mit dem Geruch aus Meerwasser, Muscheln und Tang. Die Sonne steht noch tief und lässt die dunklen Felsen, die aus dem Wasser ragen fast schwarz erscheinen. In manchen Buchten liegt noch der Morgennebel. Friedlich, fast unwirklich.

Nebel hängt noch über dem Wasser

Küste mit weiteren Pancakes

Es sind auffallend viele Radler unterwegs. Man winkt natürlich jedem zu und freut sich über Gleichgesinnte. – Sonst begegnen wir höchstens einem oder zwei am Tag. Die anderen wissen wohl auch wo es schön ist!

In Westport angekommen steht die Sonne wieder hoch im Norden (!) Wir fallen im Supermarkt ein und verziehen uns mit der Beute an ein schattiges Plätzchen um auf den Bus nach Nelson zu warten. Dieser läuft mit fast einer Stunde Verspätung ein. Der freundliche Fahrer begrüßt uns: Hey guys, mein Tag ist schon beschissen genug, das ist schon der dritte Bus den ich fahre und jetzt auch noch zwei Fahrräder… Ich weiß gar nicht was er hat, der ganze Gepäckraum ist frei, der Bus mal grade viertel voll… „You just made my day“ denke ich und wir steigen ein…